Die Alte Kanzlei ist neben dem Rathaus und der Marienkirche das älteste Baudenkmal von Bleicherode. Sie wurde nach der Zerstörung der Stadt im 30-jährigen Krieg  1663 errichtet, wahrscheinlich auf älteren Fundamenten. Das barocke und als Ackerbürgerhof errichtete Bauensemble war nach der Überlieferung in den ersten hundert Jahren auch Tagungsort der Stände der Grafschaft Honstein und Verwaltungssitz der Grafschaft. Sie war im 18. Jh. Eigentum und Wohnsitz des Stadtschultheißen Stöckelmann. Dessen Erben verkauften das Anwesen 1791 an die Gräfin v. Hagen. Der große  Raum im Westen des Obergeschosses (vielleicht noch ein zweiter Raum) wurde bereits seit ca. 1720 von der jüdischen Gemeinde als Betraum genutzt. Die Gräfin Hagen gewährte dann 1791  der  Gemeinde vertraglich das  immerwährende und ewige Recht, den Raum als Synagoge zu nutzen. Wohl wegen der mit einem jederzeitigen Zugang durch das private Wohnhaus verbundenen Probleme musste auf der westlichen damaligen  Gartenseite eine Holztreppe errichtet und eine Außentür im Obergeschoss eingebaut werden. Der 2006/07 entdeckte  Rahmen der alten Außentür ist noch zu sehen. Die Synagogennutzung endete 1882 mit der Einweihung der großen Synagoge in der Obergebraer Straße. Nach 1800  kam das Kanzleiobjekt in andere Privathände. Es wurde bis etwa 1980 als Wohnobjekt genutzt, in den letzten Jahrzehnten von weniger begüterten Familien. Es gehörte zur Staatlichen Wohnungsverwaltung, die die Gebäude verkommen ließ. Ab 1980 war die Kanzlei unbewohnt. Auf dem Hof standen zur Hagenseite hin Garagen. Bei der Wende 1989/90 waren alle Gebäude  baufällige, von Balken abgestützte  Ruinen. Die Stadt hatte die Kanzlei aufgegeben.